Rückblick Pädagogik-Impuls "Kidlex, Kinderparlament & Co. - Kinderrechte im Fokus"
- M. Fässler

- vor 7 Tagen
- 5 Min. Lesezeit
Feierabend im Zeichen des Kinderrechts: Online haben wir gemeinsam die Welt der Kinderrechte erforscht.
Ein Bericht von Marlon Mettler und Melanie Fässler
Am diesjährigen Impulsabend stand das Thema Kinderrechte im Mittelpunkt – ein Thema, das die Welt derzeit mehr denn je bewegt und in der Praxis mitunter noch ein Irrgarten sein kann.
Nach einer kurzen Einführung durch die Vereinspräsidentin Roberta war klar: Mit über zehn Teilnehmenden und vielen neuen Gesichtern aus unterschiedlichen Regionen der Schweiz konnte es nur ein gelungener Abend werden. Vom Thurgau über Bern bis in die Romandie war alles vertreten.
«Wusstest du, dass wir erst seit 1997 Teil der UN-Kinderrechtkonvention sind?»
Nicht alle wussten das - und genau deshalb tauchten wir gemeinsam in folgende Themen ein:

Kidlex.ch - Die auf Kinderrechte spezialisierte KI
Sarah Eggo eröffnete nach der Vorstellungsrunde das Kernthema des Abends: Kinderrechte im Alltag - aber wie? Mit kidlex.ch steht Fachpersonen ein kostenloses, digitales Angebot zur Verfügung, das Kinderrechte praxisnah vermittelt und deren Umsetzung im pädagogischen Alltag unterstützt:
Ein interaktiver Chatbot für Fachpersonen in der Betreuung sowie für Dozierende in der Aus- und Weiterbildung
Ein umfangreicher Wissensteil mit aktuellen Informationen und Materialien
Vielfältige Hilfsmittel und Tools unter kidlex.ch/hilfsmittel
Doch was genau ist kidlex? Und weshalb braucht es kidlex überhaupt?

«Kinder haben Rechte – doch in der Praxis gibt es noch immer grosse Herausforderungen bei deren Umsetzung. Mit kidlex unterstützen wir Fachpersonen in der ausserfamiliären und ausserschulischen Betreuung dabei, diese Herausforderungen zu meistern.»
Kinderrechte gewährleisten, dass Kinder vor Missbrauch, Gewalt und Vernachlässigung geschützt werden. Sie fördern den Zugang zu Bildung und Gesundheitsversorgung und stärken die Partizipation der Kinder – entscheidend für Selbstständigkeit, Verantwortungsbewusstsein und Chancengleichheit. Eine Gesellschaft, die Kinderrechte respektiert und umsetzt, schafft die Grundlage für eine gesunde, gebildete und demokratische Zukunft.

Pädagogische Fachpersonen haben die Möglichkeit, Kinderrechte in ihrem Berufsalltag aktiv umzusetzen und so nachhaltige, positive Entwicklungen anzustossen.
Das Ziel von kidlex ist es, Fachpersonen durch fundiertes Wissen, praxisnahe Hilfsmittel und innovative digitale Lösungen in ihrer täglichen Arbeit zu stärken.
Der kidlex Chatbot
Auf der Startseite von kidlex findet sich ein interaktiver Chatbot, der Fachpersonen bei Fragen rund um Kinderrechte unterstützt.
"Etwas Neues lernen? In einem Fall entscheiden? Mit kidlex bist du nie allein - und findest Antworten auf alle Fragen rund um Kinderrechte und ihre Umsetzung."
Der Chatbot bietet:
Analyse und Einordnung von Fragestellungen zu Kinderrechten
Unterstützung bei der Reflexion pädagogischer Prozesse
Entscheidungshilfen in konkreten Alltagssituationen
Hilfestellungen bei der Unterrichtsvorbereitung
Hinweise zu den Praxisbeispielen und Hilfsmitteln zur Vertiefung
Disclaimer: Bitte keine Namen oder sensiblen Daten von Klient:innen mit dem Chatbot teilen. Antworten sollen stets kritisch reflektiert und mit der eigenen Fachkompetenz abgeglichen werden.
Weitere Sprachen:
Französisch: kidlex.ch/fr
Italienisch: kidlex.ch/it
Anwendungsbeispiel:

Wenn Du die Antworten des Chatbots mit einem Daumen hoch oder runter bewertest,
hilfst Du YOUVITA, kidlex weiterzuentwickeln.
Der Chatbot ist zwar das Herzstück der Kinderrechte-Webseite, aber was diesen füttert, ist eine Schatzkammer an fundiertem Wissen über Kinderrechte, diversen Hilfsmitteln und sorgfältig erarbeiteten Praxisbeispiele zur Sensibilisierung in der professionellen Praxis.
Hilfsmittel
So weist der liebe Chatbot bei jeder Frage auf passende Hilfsmittel hin und greift dabei auf ein hinterlegtes Sammelsurium an Buchempfehlungen, Webseiten, etc. zurück.

Im obigen Anwendungsbeispiel sah dies beispielsweise so aus:

Kidlex ist noch nicht satt!
Solltest Du wertvolle Hilfsmittel kennen, die noch nicht aufgeführt werden,
freut sich YOUVITA über Deinen Hinweis!
Praxisbeispiele
Neben dem interaktiven Chatbot und den vielfältigen Hilfsmitteln bietet kidlex auch eine sorgfältige Auswahl an Praxisbeispielen. Diese Beispiele sind nicht nur inspirierend, sondern auch praxisnah und direkt anwendbar. Sie zeigen, wie die Kinderrechte in verschiedenen Alltagssituationen in Kitas, Schulen und anderen Betreuungseinrichtungen umgesetzt werden können.
Die Praxisbeispiele dienen dazu, Fachkräften zu helfen, die theoretischen Grundlagen der UN-Kinderrechtskonvention in ihren täglichen Arbeitsalltag zu integrieren. Sie bieten konkrete Anleitungen und Reflexionsfragen, die es ermöglichen, die eigene Praxis zu hinterfragen und weiterzuentwickeln. So können Fachkräfte sicherstellen, dass sie die Rechte der Kinder aktiv fördern und schützen, während sie gleichzeitig eine respektvolle und partizipative Umgebung schaffen.
Kidlex 1.0 und Das kidlex Spiel
Bevor Sarah zum Ende Ihres Beitrages kams, erwähnte sie, dass aktuell die Version 1.0 von kidlex online ist. Das Ziel ist es, dass kidlex DIE gemeinsame digitale Anlaufstelle für die Umsetzung von Kinderrechten wird. Zudem ist die Freude über den Bildschirm spürbar, als Sarah berichtet, dass in naher Zukunft das kidlex Spiel verfügbar sein wird.
Zum Abschluss stellte Sarah Eggo die Frage: «Was könnt ihr als Kindheitspädagog:innen beitragen, damit Kinderrechte besser umgesetzt werden?»
Die Kinderrechte-Werkstatt
Eine erste Antwort lieferte Melanie Fässler mit ihrem Beitrag zum Projekt "Kinderrechte-Werkstatt". Sie knüpfte direkt an die Inputs von kidlex.ch an und zeigte praxisnahe Wege auf, wie Kinderrechte im pädagogischen Alltag thematisiert und lebendig vermittelt werden können.
Die Kinderrechte-Werkstatt eignet sich in den Augen von Meli sehr gut, um als beispielhaftes Projekt vorgestellt zu werden, da sie sich auf verschiedene Altersstufen und Settings anpassen lässt und sowohl als ganzes Projekt oder jedes Element für sich umgesetzt werden kann,
Meli gewährte uns Einblicke in die Umsetzung der von ihr entwickelten Kinderrechte-Werkstatt mit einer Kindergruppe à 17 Kids im Alter von 4 - 7 Jahren. Es bedarf einige Vorbereitungen, die sich definitiv lohnen =).

Die Basis bilden 10 ausgewählte Kinderrechte, denen je ein Symbol zugeordnet wird. Jedes Kind bastelt eine eigene Kinderrechte-Box und erhält eine Kinderrechte-Mappe. Diese Mappe beinhaltet zu jedem Recht eine Art Portfolio-Blatt, welches bei der Erledigung einer Station/Aufgabe, welche zur Vertiefung des Rechtes erledigt wird, bearbeitet wird. Ist eine Station mit dem dazugehörigen Portfolio-Blatt abgeschlossen, erhält das Kind einen Symbolträger für die eigene Kinderrechte-Box.

Beispiel 1
Recht: Alle Kinder haben die gleichen Rechte. Kein Kind darf benachteiligt werden.
Portfolio-Aufgabe: Gruppenfoto ausdrucken und aufkleben und dann alle Unterschriften einsammeln
Symbol für Box: Mini-Gruppenfoto
Beispiel 2
Recht: Jedes Kind hat das Recht auf elterliche Fürsorge und ein Zuhause.
Portfolio-Aufgabe: Zeichnung der eigenen Familie erstellen und Polaroid-Kamera mit Nachhause nehmen und 3 Fotos vom eigenen Zimmer schiessen, welche eingeklebt werden.
Symbol für Box: Familienfoto
Neben der Erledigung der verschiedenen Stationen, wie zum Beispiel das Erstellen einer Collage mit Bilder von Interessen und Traumberufen oder einer Blindenführung, wurden die verschiedenen Rechte auch mit Liedern, Geschichten oder Spielen in Kreis-Sequenzen sowie in alltäglichen Situationen und Gesprächen thematisiert.
Besonders schön ist es, wenn sich der ganze Aufwand, der so ein Projekt verursacht auch wirklich lohnt. Meli wurde dies bestätigt, als nach Abschluss des Projekts eine E-Mail von einem Vater bei Ihr eintraf. Diese Mail beinhaltete ein Video, wie seine 4-jährige Tochter mit der Kinderrechte-Box und ein bisschen Unterstützung der älteren Schwester ihm ihre eigenen Rechte vorstellt. Das Video darf zu Schulungszwecken gezeigt werden und so kamen die Teilnehmenden des Pädagogik-Impulses nicht schlecht ins Staunen, als sie sahen, wie das Mädchen beispielsweise klar und deutlich bekundet, dass es das Recht auf eine eigene Identität hat, welche beschützt werden muss und die Eltern bis zur Volljährigkeit dabei helfen.
Mit diesen Einblicken wurde die Vorstellung des Projekts beendet und zum Austausch übergeleitet.
Austausch unter Fachpersonen
Nach vielen neuen Eindrücken und aufgefrischtem Wissen folgte eine intensive Austauschrunde:
«Wie machst du das?»
«Warum kommt das Thema Rechte im Alltag noch so selten zur Sprache?»
«Wie kann ich meinen Vorgesetzten die Bedeutung der Kinderrechte näherbringen?»
In offenen Zoom-Gruppen Kita, schulergänzende Betreuung und stationäres Setting trafen sich gleichgesinnte Fachpersonen. Gemeinsam diskutierten die Teilnehmenden, tauschten Erfahrungen aus und entwickelten neue Ideen für eine Praxis, in der Kinderrechte selbstverständlich mitgedacht und umgesetzt werden. In doch kurzer Zeit, entstand ein anregendes Sammelsurium in einem Padlet:

Abschluss
Nach rund zwei Stunden mit wertvollen Inputs, praxisnahen Beispielen und lebendigem Austausch endete der Abend.

Wie die Auswertungs-Zielscheibe zeigt, lässt sich sagen: Jede:r Teilnehmende empfand den Pädagogik-Impuls als lohnenswert und konnte für die eigene Praxis profitieren.
Wir danken allen Teilnehmenden herzlich für ihr Engagement und wünschen viel Freude, beim Anwenden von kidlex und bewussten Umsetzen der Kinderrechte.






